mediacult betreibt medien- und kulturwissenschaftliche Forschung auf höchstem Niveau. Das Institut ist seit über 40 Jahren fester Bestandteil der österreichischen Forschungslandschaft und tritt mit zahlreichen empirischen Studien und laufender Vortragstätigkeit an die interessierte Öffentlichkeit.

 

 

Projekte & Referenzen:

Zugangsbarrieren für ältere Menschen in der kulturellen Bildung – “Mainstreaming Ageing“ im Kultursektor

Fördergeber: Jubiläumsfonds der Österreichischen Nationalbank

Projektleitung Konsortialprojekt: Tasos Zembylas

Projektmanagement und Forschung: Gerhard Geiger

Projektmitarbeit: Sabine Schwenk

Laufzeit (2016-2018)

Lern- und Bildungsangebote für ältere Menschen werden im Zuge des demografischen Wandels immer wichtiger und vor allem kulturelle Bildung gewinnt dabei international an Bedeutung. Daher enthalten die Leitbilder von Organisationen zunehmend Diversitätskonzepte, d.h. Willenserklärungen zur Inklusion und Gleichstellung älterer Menschen. Vor dem Hintergrund des Grundrechts auf Bildung und kulturelle Teilhabe wird in dieser Studie auf mehreren Ebenen untersucht, wie der Zugang zu kultureller Bildung für ältere Menschen geregelt ist und inwiefern dabei ältere Menschen benachteiligt werden. Auf sozial-struktureller Ebene stellt sich die Frage, welche Faktoren zu sozialer Benachteiligung führen. Es geht um das Wechselspiel von sozialstrukturell bedingten Benachteiligungen und von Benachteiligungen, die sich im Zusammenhang mit sich wandelnden Regelungsarrangements und Akteurskonstellationen in Bildungs- und Kultureinrichtungen ergeben. Welche Ansätze, Konzepte und organisationelle Kulturen führen zu Ausschluss und welche sind notwendig, um ältere Menschen in stärkerem Ausmaß an kultureller Bildung zu beteiligen? Es soll untersucht werden, welche Potentiale Angebote kulturelle Bildung im Hinblick auf die Entwicklung spezifischer Kompetenzen für erfolgreiches und aktives Altern haben und inwieweit Regelungen auf Organisationsebene durch Altersbilder von Teilnehmer_innen und Kulturvermittler_innen reproduziert und verfestigt werden. Herangezogen werden dafür bildungssoziologische und kulturgerontologische Forschungserkenntnisse sowie Ansätze der Governance und Gouvernementalitätsforschung. Auf Basis der Ergebnisse wird in Kombination mit einschlägiger Literatur ein Toolkit erstellt, das die erfolgreiche Implementierung von Mainstreaming Ageing in Kulturbetrieben sowie alterssensible Zugänge in der kulturellen Bildung unterstützt.

 

 

 

 

 

Musikuniversität als trans- und interkultureller Raum

Musikuniversität als trans- und interkultureller Raum.

Bildungskarrieren internationaler Studierender an der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien

Auftraggeber: Universität für Musik und darstellende Kunst Wien

Projektleitung und Forschung: Regina Sperlich

Laufzeit: November 2014 bis Juli 2015

Durch hohe Anteile internationaler Studierender sind Musikuniversitäten heute trans- und interkulturelle Räume, die internationale Studierende anziehen. Am Beispiel der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien (MDW) wurden in dieser Studie Chancen und Risiken von Trans- und Interkulturalität bezüglich Bildungs- und beginnenden Berufskarrieren internationaler Studierender beleuchtet. Methodisch wurden 10 problemzentrierte In­terviews mit Studierenden und 5 ExpertInneninterviews mit Lehrenden und administrativem Personal durchgeführt und die Interviews mithilfe der Soft­ware MAXQDA analysiert.

Die Studie ist über die Auftraggeberin zu beziehen.

Filmfestivals und kinokulturelle Veranstaltungen in Wien

Filmfestivals und kinokulturelle Veranstaltungen in Wien

Fördergeber: Magistratsabteilung MA7 der Stadt Wien (Kultur) und Filmfonds Wien

Projektleitung und Forschung: Günter Stummvoll

Projektmitarbeit: Thomas Mann

Laufzeit: Juni – Okt. 2015

Die Kulturabteilung der Stadt Wien registriert seit der Jahrtausendwende ein zunehmendes Engagement von Kunst- und Kulturschaffenden für filmkulturelle Veranstaltungen. Es steigen die Anfragen um finanzielle Förderung zur Organisation von Filmfestivals und anderen Filmprojekten, die in Wiener Kinos zusätzlich zum Regelbetrieb durchgeführt werden könnten. Diese aus kulturpolitischer Sicht grundsätzlich erfreuliche Entwicklung hat jedoch zur Folge, dass die vorhandenen Förderinstrumente der Stadt zur finanziellen Unterstützung solcher Veranstaltungen an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen.

In dieser Studie wurde eine Bestandserhebung zu filmkulturellen Events der vergangenen Jahre durchgeführt, um eine Neustrukturierung der Förderlandschaft in die Wege zu leiten. Ziel der Untersuchung war die Erarbeitung einer Grundlage für Vorschläge für eine Neustrukturierung der Fördermaßnahmen für Wiener Filmfestivals und Kinokultur sowie die Erstellung von konkreten Handlungsoptionen für die künftige Förderpraxis.

Das Untersuchungsdesign umfasste eine Sekundärdatenanalyse aus einschlägigen Jahresberichten und die Durchführung von Interviews mit ExpertInnen aus der Filmfestivalszene. Das daraus gewonnene umfangreiche Material wurde inhaltsanalytisch ausgewertet.

Die Studie ist über die Auftraggeber zu beziehen.

Sozialkapital in Kleingartenvereinen

(Pilotstudie)

Förderung: Club of Vienna

Projektleitung: Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft SWS

Bearbeitung: Prof.DI. Ernst Gehmacher und Dr. Günter Stummvoll

Laufzeit: Juli 2014 – Juni 2015

Mit der zunehmenden Umwidmung von Kleingartenvereinen für „ganzjähriges Wohnen“ ist eine strukturelle Veränderung des Kleingartenwesens zu erwarten. Das betrifft nicht nur die architektonische Gestaltung der Gartenhäuser bzw. die Grundstücksgestaltung mit allen ökologischen Auswirkungen auf die Landschaftsplanung. Es ist darüber hinaus davon auszugehen, dass damit die soziale Dynamik des Gemeinwesens betroffen ist, was sowohl für die Verwaltung der Kleingartenvereine eine enorme Herausforderung darstellt, als auch die Stadtplanungsbehörden der Stadtverwaltung mit einer neuen Situation konfrontiert.

Ziel dieses Projekts ist, in einer soziologischen Bestandsaufnahme die Qualität des Gemeinwesens in Kleingartenvereinen zu untersuchen, um gemeinsam mit Obleuten ausgewählter Kleingartenvereine in Wien gezielte Fördermaßnahmen des Gemeinwesens zu entwickeln, und den Zentralverband bzw. Wiener Landesverband der Kleingärtner in Österreich zur Steuerung des Gemeinwesens zu beraten.

Embedded Industries. Cultural Entrepreneurs in Different Immigrant Communities of Vienna

Client: WWTF (Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds)
Project director: Andreas Gebesmair
Implementation: Michael Parzer
Cooperation partner: Institute for Folk Music Research and Ethnomusicology (University of Music and Performing Arts Vienna), Institute for European Ethnology (University of Vienna)
Project duration: January 2007 – March 2009

Abstract

The culture of immigrants enjoys increasing popularity not only within but also beyond the immigrant communities. “Bollynight”-Clubbings, the festival “Salam Orient”, and the Chinese New Year concerts in the Golden Hall of the Wiener Musikverein are just a few examples of immigrant culture, which became an integral part of cultural life in Vienna. However, these activities only represent a small fraction of cultural entrepreneurship, which came to urban centres of Europe by global migration.

The main task of the project „Embedded Industries. Cultural Entrepreneurs in Different Immigrant Communities of Vienna“, which was finished in May 2009, was to make the diversity of immigrant creative industries in Vienna visible. Within the project, which was carried out by mediacult in co-operation with the Institute for Folk Music Research and Ethnomusicology (University for Music and Performing Arts Vienna) and the Institute for European Ethnology (University of Vienna), selected cultural activities (music, performing arts, film and media) of immigrants from Turkey, China and South Asia were studied. These activities range from cultural associations and religious organisations dedicated to the transmission of cultural traditions, from the rich choice of festivities and live performances, to the culture industries in a narrower sense, i.e. CD- and DVD-distribution, radio- and TV-programmes and print media. Due to its interdisciplinary outline, the project comprised many different perspectives, theoretical approaches and methods (field research, qualitative interviews, quantitative survey, network analysis, and artefact analysis).

Two issues were at the centre of our research: On the one hand, the project aimed at a thorough examination of the structural embeddedness of immigrant cultural work. Cultural entrepreneurship is shaped by demand conditions within and beyond ethnic niches, legal regulations (primarily migration policy and trade law), public support for the arts, and business programs, but also by individual resources, like education, capital and personal networks. Contrary to the widespread assumption that family support would compensate for structural disadvantages, our analysis shows that the mobilization of informal network resources is typical for those who already possess strong ties to members of the host society and who have, through their social origins, high relevant competencies. On the other hand, the project’s aim was to find out how cultural traditions are picked up, accentuated, and modified by immigrant cultural workers and brokers in the creative industries. As a means of marketing, some cultural entrepreneurs tend to emphasize ethnic clichés and stereotypes, although they risk stigmatization and the restriction of their entrepreneurial opportunities. From an ethnomusicological perspective the adaptation of cultural traditions to new contexts was observed. As a result, new hybrid forms of cultural practice are emerging, which offer new opportunities for immigrants cultural entrepreneurs.

The main results will be made available to the public in a book and on DVD which includes four introductory films at the end of 2009.

Panoptische Asymmetrien und Auskunftsrecht

Eine ethnomethodologische Studie über Datenschutz im videoüberwachten Alltag

Förderung: MA 7, Kulturabteilung der Stadt Wien, Wissenschafts- und Forschungsförderung: 363800/13.
Projektleitung: Robert Rothmann
Laufzeit: Mai 2013 – Dezember 2013

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Abstract

Die digitale Ära konfrontiert uns mit einer umfassenden Visualisierung und Virtualisierung unserer Lebenswelten. Dabei ergeben sich zahlreiche neue Situationen zur Aushandlung visueller Privatsphäre als soziale Norm. Die Studie widmet sich den videotechnisch gestützten Blick- und Machtasymmetrien des Alltags und hinterfragt deren normative Konstituierung. In Anlehnung an Harold Garfinkels Krisenexperimente (1967) werden in verschiedenen videoüberwachten Settings datenschutzrechtliche Auskunftsanfragen durchgeführt. Im Fokus des Interesses steht die Reaktion auf die Anfrage und deren formale Umsetzung. Es zeigt sich, dass das Recht auf Auskunft tendenziell verneint und abgesprochen wird. Lediglich fünf der 18 analysierten Betreiber haben das Videomaterial ausgehändigt. In allen übrigen Fällen wurde die Auskunft aus unterschiedlichen Gründen zurückgewiesen. Zudem ist eine Reihe an datenschutzrechtlichen Verstößen zu verzeichnen. Die Geltendmachung des Anspruchs erscheint weitgehend illegitim und ist praktisch kaum durchsetzbar. Die ideengeschichtliche Figur des Panopticons findet sich im videoüberwachten Alltag wieder.

 

Die Presse: Kontrollrechte für Bürger zahnlos

derStandard: Wer Fragen stellt macht sich verdächtig

Vice UK: Your Corner Shop Sucks at Spying On You

Vice Alps: Vergiss die NSA – achte auf den Trafikanten ums Eck

futurezone: Videoüberwachung: Nachfragen nicht erwünscht

MALMOE: Visual Privacy

Frankfurter Allgemeine (FAZ): Die Herrschaft fremder Blicke

Digital Culture in Europe

An Inventory of Good-practice Models of Centres of Innovation in Arts and Technology

Funding: A study on behalf of the Council of Europe, the Austrian Federal Chancellery and the Federal Ministry of Science and Transport.
Project supervision: Alfred Smudits, Robert Harauer
Realisation: Paul Murschetz
Time frame: February 1998 – November 1998

Abstract

Within the framework of this study a typological description of 50 prominent centres of innovation in the field of digital culture in the Council of Europe’s member countries was carried out. The study also includes an identification of environmental conditions which have proved to be helpful for a continuous performance of these centres and initiatives. This study contributes to the mapping out of good-practice models of centres of innovation in the arts and culture and is strongly connected with the work of the project group „Culture, Communication and New Technologies“ of the Council of Europe.

Publications:

In 1999 the study has been published by the Council of Europe in English and French:

* Digital Culture in Europe. A selective inventory of centres of innovation in the arts and new technologies; Council of Europe Publishing, Council of Europe, Strasbourg 1999

* La Culture Numérique en Europe. Un inventaire sélectif des centres d’innovation dans les arts et les nouvelles technologies, Editions du Conseil de l’Europe, Conseil de l’Europe, Strasbourg 1999

Copies can be ordered online at: Council of Europe Publishing.

A German version of this „Who’s who“ of art and media labs in Europe has been published in 1999 in our institute’s publication series mediacult.doc (issue 02/1999).

Further Publications:

Harauer, R.; Murschetz, P.: Centers of Innovation in the Arts and New Technologies: A who´s who of Digital Culture in Europe, in: New Media Culture in Europe, published by Uitgeverjij de Balie and the Virtual Platform, Amsterdam 1999

Ambivalente Autonomie in der digitalen Mediamorphose

Eine qualitative Untersuchung über veränderte Produktionsbedingungen und -weisen von Filmschaffenden, PressefotografInnen und ArchitektInnen in Österreich

Auftraggeber: FWF (Wissenschaftsfond)
Projektleitung: Alfred Smudits
Bearbeitung: Regina Sperlich
Laufzeit: August 2005 bis März 2008

Abstract

Für das im Sommer 2008 abgeschlossene Projekt „Digitale Mediamorphose in Film, Fotografie und Architektur“ wurden problemzentrierte Interviews mit insgesamt 58 Personen geführt und dabei alle Unterbereiche von Film, Pressefotografie und Architektur berücksichtigt, wobei der Schwerpunkt auf technikzentrierten Berufen lag: (1) Kameraleute, CutterInnen, technische PostproducerInnen, SounddesignerInnen, FilmregisseurInnen, -produzentInnen, und -förderInnen; (2) v.a. freischaffende PressefotografInnen, sowie AgenturfotografInnen und -inhaberInnen; und (3) ArchitektInnen und ArchitekturvisualisiererInnen. Die Ergebnisse der Analyse der Interviews zeigen Effekte der Digitalisierung auf die Kostenstruktur, Berufsbild und -status sowie Produktionsweisen.

(1) Hinsichtlich der Kostenstruktur und ihrer Auswirkungen auf kreative Arbeit wird einerseits ersichtlich, dass die Verbilligung und erhöhte Nutzerfreundlichkeit digitaler Produktionsmittel zu mehr Verfügbarkeit und folglich zu einem Autonomiegewinn der Kulturschaffenden in Form eines rationellen Universalismus geführt haben. Dieser neu gefundene Terminus besagt, dass eine Person oder kleine Firma mehrere oder alle Produktionsschritte ehemals arbeitsteiliger Tätigkeiten alleine durchführen kann. Somit wird der Eintritt von NeueinsteigerInnen in den Markt und die Gründung junger Firmen erleichtert. Andererseits sind trotz der Verbilligung digitaler Geräte zusätzliche Kosten entstanden, beispielsweise weil sich die Zeitspanne zwischen Kauf und Ableben von Equipment für State-Of-The-Art-Produktionen verkürzt hat. Zugleich kommt es zu einem zusätzlichen Kostenaufwand in der Postproduktion, weil durch die Vergünstigung der Aufnahme, die auf Video weniger Kosten verursacht als auf Film, größere Materialmengen produziert werden und zu bearbeiten sind.

(2) Die mit der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen des Berufsbildes und des Berufsstatus sind ähnlich ambivalent. Einerseits wurden alte Assistenzberufe wie CutterassistentInnen obsolet oder abgewertet, weil sie von CutterInnen selbst erledigt werden können, andererseits entstanden neue Berufe, wie für SounddesignerInnen oder technische BeraterInnen für die Kameraarbeit.

(3) Deutlich kommt die digitale Mediamorphose auch in den Produktionsweisen zum Ausdruck, die sich durch Multioptionalität und Offenheit der Verfahren, fast unbegrenzte Bearbeitbarkeit und Veränderbarkeit der Produkte, Beschleunigung der Produktion und Miniaturisierung der Produktionsmittel auszeichnen. Nicht nur Produktionstechnologien, sondern auch Kommunikationstechnologien, vor allem Internet und Handy, haben zur Flexibilisierung, Beschleunigung, Mobilisierung und Internationalisierung von Arbeitsprozessen beigetragen und ermöglichen zudem wiederum rationellen Universalismus.

Zwar besteht Vervielfältigung von Handlungsoptionen und kreativen Möglichkeiten, die aber auf individuelle physische, mentale und ökonomische Grenzen stoßen. Es kommt zur Beschleunigung, aber als Reaktion darauf auch teilweise zur „Entschleunigung“. Die Folge davon ist, dass die Nutzung digitaler Produktionsmittel noch mehr Selbstdisziplin und Flexibilität verlangt, die einer weiteren Individualisierung und Autonomisierung von kreativer Arbeit, vor allem wieder in Form des rationellen Universalismus entsprechen. Autonomes und flexibles Handeln wird einerseits noch mehr zur sozialen Norm und stellt auch eine Überlebensstrategie dar, um sich in unsicheren und beschleunigten Märkten zu bewähren, andererseits geht es aber teilweise mit einem Prekarisierungsrisiko einher.