Die Achtelfinale der Europameisterschaft sind gespielt. Jetzt stehen nur noch sechs Spiele bei dieser EM an, bevor es am 11. Juli im Londoner Wembley-Stadion um den Thron in Europa geht. Mit Tschechien, der Ukraine und der Schweiz stehen drei Mannschaften unter den besten Acht, die man dort nicht unbedingt erwarten konnte. Gleichzeitig haben sich mit Frankreich, Deutschland, Portugal und den Niederlanden bereits vier Favoriten vorzeitig verabschiedet. Besonders überraschend war das Ausscheiden des amtierenden Weltmeisters Frankreich, nachdem man im Spiel gegen die Schweiz bereits mit 3:1 geführt hatte.
Die verbliebenen Mannschaften im Quotenvergleich:
Tipico | bwin | Betway | |
England | 1,70 | 1,72 | 1,57 |
Spanien | 2,50 | 2,40 | 2,25 |
Italien | 2,90 | 2,85 | 2,75 |
Belgien | 3,70 | 3,75 | 4,00 |
Dänemark | 3,80 | 4,00 | 3,75 |
Tschechien | 7,50 | 7,50 | 7,00 |
Ukraine | 9,00 | 9,00 | 9,00 |
Schweiz | 11,00 | 10,00 | 10,00 |
Geht man nach den Buchmachern, sind England und Spanien die Favoriten auf den Finaleinzug. Ob wir diese Meinung teilen erfahrt ihr hier. Wir stellen euch die verbliebenen acht Mannschaften und ihren möglichen Weg ins Finale vor.
England – „Football’s coming home“, dieses Mal wirklich?
Es ist vielleicht die bekannteste Fußballhymne: „Three Lions (Football’s coming home)“ von den Lightning Seeds. Erschienen zur Heim-EM der Engländer 1996, begleitet sie seitdem die englischen Anhänger bei jedem Turnier und beschreibt ihre große Sehnsucht nach dem ersten Titel seit der Weltmeisterschaft 1966. Bei der Heim-EM 1996 scheiterten die Three Lions im Halbfinale im Elfmeterschießen an den Deutschen, die später Europameister wurden. Bis ins Halbfinale einer EM hat es das Mutterland des Fußballs seitdem nicht mehr geschafft. Bei dieser EM haben die Engländer aber ihr Deutschland-Spiel im Wembley nach dem 2:0-Erfolg im Achtelfinale bereits hinter sich gebracht. Jetzt dürfte dem Finaleinzug doch eigentlich nichts mehr im Wege stehen?
Als einziges Team hat England bei dieser EM noch kein Gegentor bekommen. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass man die schwächste Offensive der verbliebenen Mannschaften hat. Lediglich vier mickrige Tore brachten die Engländer bisher zustande. Wenn sie so Europameister werden, dürfte es ihnen aber herzlich egal sein. Gegen Deutschland hat zumindest endlich Kapitän Harry Kane getroffen.
Als Nächstes steht für die Engländer im Viertelfinale ein Auswärtsspiel in Rom gegen die Ukraine an. Die beiden Halbfinalspiele und das Finale werden dann wieder im Londoner Wembley-Stadion ausgetragen. Der Gegner in einem möglichen Halbfinale kommt aus Tschechien oder Dänemark.
Spanien – Ohne Königliche auf den Thron Europas?
Den Europameister von 2008 und 2012 begleitete wochenlang die Kritik der eigenen Fans. Bereits vor dem Turnier verstanden viele Spanier die Personalentscheidungen von Trainer Luis Enrique nicht. Keinen Spieler von Real Madrid hatte der Ex-Barca-Coach für die EM nominiert. Nach den beiden Unentschieden zum Auftakt gegen Schweden und Polen schienen die Zweifler recht zu behalten. Dann gewann die Furia Roja das entscheidende Gruppenspiel furios mit 5:0 gegen die Slowakei. Weitere fünf Tore schoss sie im Viertelfinale gegen Kroatien, als sie sich mit 5:3 nach Verlängerung durchsetzte. Die spanische Mannschaft ist heißgelaufen. Dabei kommt der Kader ohne die ganz großen Stars aus. Spanien hat sich zu einem ernstzunehmenden Titelfavoriten gemausert.
Im Viertelfinale gegen die Schweiz sind die Spanier leicht favorisiert. Der Nati ist bei dieser EM aber mittlerweile alles zuzutrauen. Für den Gewinner geht es im Halbfinale gegen den Sieger der Partie Belgien – Italien.
Italien – Ein leidenschaftliches Kollektiv!
Jeder hat die Bilder der italienischen Nationalmannschaft beim Singen der Nationalhymne vor Augen. Arm in Arm schreien die Spieler leidenschaftlich die Takte heraus. So wie sie sich vor jedem Spiel einstimmen, treten sie anschließend auch auf. Bei dieser EM ist das Gemeinschaftsgefühl besonders stark und das ist vor allem Trainer Roberto Mancini zu verdanken, der bereits 25 Spieler des 26 Mann-Kaders eingesetzt hat. Hier leistet jeder seinen Beitrag. Früchte trug diese Herangehensweise bereits im Viertelfinale gegen Österreich. Beide Torschützen, Chiesa und Pessina, kamen von der Bank. Die Italiener sind im Kollektiv so stark, dass sie ein ganz heißer Kandidat für den Finaleinzug sind.
Im Viertelfinale wartet mit Belgien die bislang schwerste Prüfung bei dieser EM. Sollte sich die Squadra Azurra durchsetzten, geht es im Halbfinale gegen Spanien oder die Schweiz.
Belgien – Die letzte Chance für die goldene Generation!
Gegen Portugal war die Dreierkette der Belgier, bestehend aus Alderweireld (32), Vermaelen (35) und Vertonghen (34), zusammengenommen 101 Jahre alt. In dieser Form werden sie wohl bei keinem großen Turnier mehr auflaufen. Und auch für Courtois (29), Witsel (32), De Bruyne (30), Hazard (30) & Lukaku (28) könnte dieses Turnier die letzte Möglichkeit für einen EM-Titel bieten.
Die Belgier sind die einzige Mannschaft, die ihre vier Spiele alle in der regulären Spielzeit gewonnen hat. Zur ganzen Wahrheit gehört aber auch, dass Portugal im Achtelfinale die spielbestimmende Mannschaft war und Belgien glücklich weitergekommen ist. Gegen Italien muss eine Leistungssteigerung her. Da kommt es gerade ungelegen, dass die beiden Schlüsselspieler Eden Hazard (muskuläre Probleme) und Kevin De Bruyne (Knöchelverletzung) für das Viertelfinale fraglich sind. Für die Startelf wird es wohl bei beiden nicht reichen. Da sich im belgischen Kader nicht ansatzweise gleichwertiger Ersatz befindet, ist das eine extreme Schwächung.
Dänemark – Der Liebling der Massen!
Nach dem tragischen Vorfall um Christian Eriksen haben Fans aller Nationen die dänische Nationalmannschaft ins Herz geschlossen. Das allein hat sie aber nicht ins Viertelfinale bei dieser EM gebracht. Auf zwei Auftaktpleiten folgten zwei furiose Siege mit jeweils vier Toren gegen Russland und Wales. Dabei überzeugten sie vor allem mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Keiner sticht besonders heraus. Genauso lässt sich aber auch keine Schwachstelle ausmachen. Bereits sechs verschiedene Spieler haben für Dänemark getroffen. So viele sind es sonst nur bei Spanien.
Im Viertelfinale gegen Tschechien sind die Dänen leicht favorisiert. Werden sie ihrer Rolle gerecht erwartet sie im Halbfinale England oder die Ukraine im Londoner Wembley-Stadion. Zu den Geschichten, die nur der Fußball schreibt, würde es passen, wenn Dänemark England im Halbfinale schlägt.
Tschechien – Wie weit geht die One-Man-Show?
Der tschechische Erfolg trägt einen Namen: Patrik Schick. Der Leverkusen-Angreifer hat vier der fünf Tore seines Teams erzielt. Im Achtelfinale gegen die Niederlande hat er zudem die spielentscheidende Rote Karte herausgeholt. Gegen die Niederlande hat er aber bereits die nötige Unterstützung von seinem Team bekommen, die es auch im Viertelfinale wieder brauchen wird. Hinten haben die Tschechen gegen die bis dato beste Offensive der EM kaum etwas durchgelassen. Als die Holländer doch mal durchbrachen, war Torwart Tomas Vaclik zur Stelle und rettete überragend. Zum Star des Spiels wurde Tomas Holes gewählt, der erst das 1:0 erzielte und anschließend das 2:0 von Schick stark vorbereitete.
Ins Viertelfinale gegen die Dänen gehen die Tschechen als Außenseiter. Sie haben aber bereits bewiesen, dass sie das Zeug besitzen noch eine Runde weiterzukommen.
Ukraine – Mit Dusel zur ganz großen Überraschung?
Der Turnierverlauf der ukrainischen Nationalmannschaft wurde bisher von glücklichen Umständen begleitet. Mit drei Punkten nach der Gruppenphase zogen sie gerade so als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale ein. Dort haben sie mit den Schweden den schwächsten Gruppenersten bekommen. Im Spiel hatten die Schweden zwei mal Alu-Pech und die Ukraine rettete in die Verlängerung. Mit einem Mann Überzahl schoss sie in der Nachspielzeit der zweiten Hälfte das Siegtor. Im Viertelfinale geht es jetzt gegen England, aber nicht im Wembley, dort haben die Engländer ihre bisherigen vier EM-Spiele ausgetragen, sondern in Rom. Sollten sie die Engländer besiegen wartet mit Tschechien oder Dänemark ein vermeintlich leichter Gegner für ein EM-Halbfinale.
Schweiz – Ist der Weltmeisterbesieger gut genug für Europa?
Für die bislang größte Überraschung bei dieser Europameisterschaft haben die Schweizer gesorgt. Im Achtelfinale holten sie erst einen 1:3-Rückstand gegen den Weltmeister aus Frankreich auf und behielten dann im Elfmeterschießen die Nerven. Bei den Buchmachern ist die Schweiz dennoch der größte Außenseiter auf den Finaleinzug. Der Weg bis in Finale hat es nämlich in sich. Erst warten die rehabilitierten Spanier im Viertelfinale. Danach ginge es im Halbfinale gegen Belgien oder Italien. Die Schweiz ist also nur noch zwei Überraschungen vom Finaleinzug entfernt.
Unsere Prognose zu den Finalteilnehmern der EM 2021
England hat mit der Ukraine wohl den leichtesten Gegner im Achtelfinale. Sollten die Three Lions diese Hürde nehmen, spielen sie im Halbfinale wieder im Wembley-Stadion vor den heimischen Fans. Bei dieser EM spielen sie keinen Hurra-Fußball, dafür aber erfolgreich. Auf diese Art und Weise haben Deutschland und Italien schon mehrfach Titel gewonnen. Für uns ist England der große Favorit auf den Einzug ins Endspiel.
Der Finalgegner lässt sich dagegen nicht ganz so leicht ausmachen. In beiden Achtelfinalspielen, Belgien – Italien und Spanien – Schweiz, stehen sich Mannschaften gegenüber, die durchaus auf Augenhöhe agieren. Am Ende wird es wie so oft auf die Tagesform und auch auf eine Portion Glück ankommen. Am stärksten schätzen wir jedoch die Italiener ein. Sie haben die größte Chance, den anderen Finalteilnehmer zu stellen.